Montag, 20. Oktober 2008

Gebt euren Kindern Bücher!

Viele, oder vielleicht alle, wissen ja dass ich neben meinem tollen Job als Brotverkäuferin (fragt gar nicht erst…) auch Nachhilfe gebe. Und ich hab jetzt schon einiges an Erfahrung gesammelt, was Schüler und ihre Schwächen angeht. Und ich kann mit gutem Gewissen sagen: viele dieser Schwächen sind vermeidbar! Gebt euren Kindern einfach Bücher. Und zwar nicht Bilderbücher zum Angucken, sondern richtige Bücher, wo richtige Sätze drinnen stehen. Romane, Geschichten, Sachbücher – Bücher halt. Lesen fördert die Konzentration, die Rechtschreibung, den Ausdruck, die Grammatik und die Kreativität. Hier mal eine kleine Auflistung:

Konzentration: ich hatte mal einen Schüler (10), der in seinen Aufsätzen mitten im Satz einen anderen begonnen und weitergeführt hat. Und als ich ihm versucht hab, zu erklären, was daran falsch war, hat er es nicht verstanden. Dazu kommen etliche Fehler, die ich immer und immer wieder mit ihm durchgegangen bin – und die trotzdem immer wieder aufgetaucht sind.

Rechtsschreibung: nur mal ein paar Beispiele, die ich in meiner Laufbahn gesammelt hab: „dan“, „bielder“, „wier“, „fersterker“, „dun“,… - ihr wisst, was ich sagen will, oder?

Ausdruck: „Dann gehen wir spielen. Dann tu ich essen. Dann tu ich fernsehen schauen. Dann tu ich schlafen gehen.“ Auch hier wisst ihr, was ich sagen will?

Grammatik: das Schlimmste was ich bisher erlebt hab war „gang“ statt „ging“. Und auch nach mehrmaligem Erklären war es immer noch da. Sonst rate ich nur mal die intensive Lektüre im SimForum – da findet man schon einiges.

Kreativität: ah, hier gibt es einiges zu erzählen. Angefangen bei einer Schülerin (11), die über ihr schönstes Geschenk (ein MP3-Player…) stolze drei Sätze schreiben konnte, weil ihr nicht mehr eingefallen ist. Eine andere Schülerin (10), die mit einer Bildgeschichte nichts anfangen konnte, weil sie die Bilder nicht deuten konnte. Ein Schüler (9), der über einen Kinobesuch geschrieben hat und Star Wars ganz genau beschreiben konnte – von den Kriegen bis zum Ermorden des bösen Verräters (oder was weiß ich). Geht es nur mir so, oder ist 9 Jahre zu jung für so einen Film? Vor allem, wenn der Junge dann ganz ausführlich die brutalen Szenen beschreibt.

Was haben alle diese Kinder gemeinsam? Richtig, ich hab sie gefragt ob sie gern lesen. Und alle haben einstimmig darauf geantwortet: „Neee.“

Eltern, gebt euren Kindern Bücher! Ihr tut ihnen keinen Gefallen, wenn ihr sie vor dem Fernseher oder dem PC vergammeln lasst – ihr tut auch euch selbst, den Lehrern oder eurem Geldbeutel keinen Gefallen. Die einzigen Leute, denen ihr damit einen Gefallen tut, sind wir Nachhilfelehrer. Wir leben nämlich von den Schwächen der Schüler.

2 Kommentare:

Mailin hat gesagt…

Ich würde eher sagen: Entwickelt eine positive Einstellung zu Büchern und lebt die euren Kindern vor.
Wenn Kindern von klein auf in einem Haushalt aufwachsen, in dem Bücher bestenfalls als Wanddekoration benutz werden, werden wohl nur wenige sich über das für die Schule benötigte Mindestmass mit Büchern beschäftigen. Lesen die Eltern dagegen selbst gern und auch des öfteren und bekommt das Kind schon als Baby regelmäßig vorgelesen, entwickelt es meiner Meinung nach unbewusst von Anfang an ein ganz anderes, viel positiveres Verhältnis zu Büchern und liest auch später mehr und gerne.
Wenn das Kind dagegen schon in der Schule sind, ist es schwer noch lang anhaltende Begeisterung für Bücher zu wecken, denke ich.
Und präventiv: Die Aussagen oben sidn verallgemeinernd und mir ist bewusst, dass es Kinder gibt, auf die das nicht zutrifft.

Anonym hat gesagt…

Mailin hat recht, wenn die Eltern vorm PC/TV vergammeln, wieso sollten die Kinder es anders tun?
Aber ja, natürlich hast du recht damit, dass Fehler duch Lesen eingedämmt werden können. Wie soll ein Kind ansonsten die Rechtschreibung lernen, wenn es die Wörter im TV nur hört oder im Internet eh falschgeschrieben liest?